Heute habe ich grosses vor: Meine erste Wanderung seit über 30 Jahren - fast nicht zu glauben oder? Gut, vor 4 Jahren habe ich etwas anstrengenderes gemacht, als ich in Australien im Kings Canyon den Aufstieg gewagt habe, aber da war ich auch noch etwas fitter. Und in den Schweizer Bergen ist es tatsächlich so langen her.
Aber alles der Reihe nach:
Dann habe ich nochmal die Wetterprognosen studiert und mir auf der Karte angeschaut, wie weit dass es tatsächlich zu dieser Aussichtsplattform Il Spir ist, von der man den Überblick über die Rheinschlucht hat. Angegeben wird etwas mehr als eine Stunde, allerdings hat es Schnee auf den Wegen und das wird es nicht wirklich einfacher machen.
Ich entscheide mich, einfach mal loszulaufen und falls die Wegverhältnisse schlecht sind, kann ich ja jederzeit umkehren.
Den ersten Teil kenne ich ja bereits von vorgestern, als ich bis zur Zahnradbahn oberhalb des Caumasees spaziert bin.
Der See hat heute eine ganz andere Farbe und man sieht, wie Glasklar das Wasser ist. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Baden hier im Sommer spass machen muss.
Bis hierher ist der Weg ja auch für Rollstühle gangbar gemacht worden und man hat Kies gestreut damit es nicht rutschig ist.
Von hier an aber geht es über Waldwege weiter. Die sind mehrheitlich Schneebedeckt auf dieser Höhe, aber nicht rutschig. So kann ich es verantworten, weiterzulaufen.
Allerdings ist man ziemlich alleine, in der ersten Stunde kreuzt mich nur ein einziger Wanderer.
Nach über einer Stunde, nur einem kreuzenden Wanderer und einem Telefonat, welches mir zeigt, dass ich auch im tiefen Flimserwald Natelempfang habe, komme ich an die Krete, von der aus man über die Rheinschlucht sieht - Die erste Hälfte ist fast geschafft.
Und dann habe ich mein erstes Etappenziel geschafft: Die Aussichtsplattform Il Spir (romanisch für: Der Mauersegler).
Die Plattform wurde von der Churer Architektin Corinna Menn entworfen und im September 2006 eingeweiht.
Allerdings nur etwas für schwindelfreie Seelen, sind die Stufen und auch die Plattform selber aus Lochblech.
Der Ausblick ist faszinierend. Schade dass es doch nicht so sonnig geworden ist, wie vorhergesagt.
Schaut, das ist der Bahnhof, an dem ich gestern einen Halt eingelegt habe. Schade wusste ich nicht genau, wo die Plattform ist, man müsste sie nämlich von unten sehen. Mal schauen ob ich noch einen Ausflug nach Chur mache, dann könnte ich ja die Strecke nochmal fahren bis Ilanz und von dort das Postauto nach Flims nehmen.
Dann stellt sich die Frage, wie ich zurück nach Flims laufen will: entweder denselben Weg zurück oder aber runter zum Crestasee und dort das Postauto nehmen.
Beides ist etwa gleich weit und so würde ich noch zusätzliche Eindrücke mitnehmen. Ausserdem wären evtl. die Wege noch etwas weniger Schneebedeckt.
Es zieht sich dann doch etwas und die Wege sind hier im Wald nicht nur Schneebedeckt sondern auch noch durch Holzschlagfahrzeuge befahren. Wir kennen das vom Reiten, die Wege werden dann schnell sehr rutschig. Also heisst es nochmal gut aufpassen wo man hintritt.
Auch hier wird das Wandern wieder belohnt: plötzlich erscheint zwischen den Bäumen der Crestasee - wunderschön.
Die Schilder geben an, dass es vom See noch etwa 15 Minuten dauert, bis man an der Postautohaltestelle Felsbach-Crestasee ankommt. Auch dieses Stück ist noch einmal von vielen Eindrücken geprägt. Zum Glück habe ich diesen Weg gewählt :-)
Bisher ist eigentlich immer alles Bergab gegangen (ich komme ja leider sehr schnell ausser Atem wenn ich hochlaufen muss. Aber das musste jetzt noch sein und die Haltestelle war in greifbarer Nähe.
Ich habs geschafft und bin meeeeega happy (und ein bisschen Stolz auf mich). Ich habe zwar mehr als die 2 Stunden 20 gebraucht ,die angegeben waren, aber die Umstände mit den schneebedeckten Wegen waren ja auch etwas unfair. Ich habe 3 Stunden 15 Minuten gebraucht und war einfach nur froh, mich auf die Treppe bei der Haltestelle zu setzten und meine 10 Minuten auf das Posti zu warten.
Zurück im Hotel schmeisse ich mich ins Badkleid und gönne mir 2 Stündchen im Wellnessbereich, bevor ich mich ans Berichte schreiben mache, mit zu Hause telefoniere, Mini Beiz, Dini Beiz schaue und anschliessend noch zu Hadschi laufe - ein Dönerladen gleich ums Eck, weil nämlich meine Pizzeria ausserplanmässig auch heute abend zu hat.
Übrigens meldet sich so langsam mein Muskelkater - hätte mich auch gewundert, nach fast 10 Kilometer wandern. Mal schauen, wies mir morgen geht, sonst gibst dann einen Wellnesstag :-) (bin ja eigentlich zum erholen da ;-)