Einmal um die Welt um ein Theaterstück zu sehen…. 26.-29.11.2014

26. November: Endgültig für verrückt erklärt

Ähm ok, wer mich bisher als etwas verrückt betitelt hat wird jetzt wohl seine Meinung noch etwas revidieren, denn "etwas" trifft es wohl nicht mehr ganz.

Ich meine es grenzt wohl an "fast unmöglich" oder zumindest unglaublich wenn jemand aus Europa zum dritten mal mit demselben Visum in Australien einreist - möglich wird das, wenn man die Reise innerhalb von einem Jahr dreimal antritt. Das alleine wäre ja nicht das verrückte, aber nachdem man bei ersten Mal 8 Wochen drüben war, beim zweiten Mal die Reise für 4 Tage in Sydney angetreten hat und nun noch einen draufsetzt und für 3 Tage nach Sydneyfliegt ist dann wohl doch eher die Asunahme. So, aber gerade am geschehen in meiner Welt.

Normalerweise habe ich meine Reise ja bereits im Vorfeld auf Facebook öffentlich gemacht. Dieses Mal ist es etwas anders, da ich "meinen" Schauspieler gerne überraschen möchte.

Nachdem er Ende meiner zweiten Reise einem Freund erklärt hat, dass ich als Fan rübergekommen sei und in der Zeit quer durch Queensland eine Freundschaft daraus geworden ist, kann ich ja eigentlich sagen, dass ich einen Australischen Schauspieler als Freund habe. Das Wort Kollege kennen sie im Englischen nur im Zusammenhang mit Arbeitskollegen.

Sobald wir also in Sydney Freitagabend den 28. November schreiben, werde ich dann an die Öffentlichkeit treten (hihi, hört sich cool an).

Bis dahin werde ich mich brav stillhalten (ausser ich schaffe es nicht, bis Freitagabend Ian nicht zu schreiben).

Nachdem ich heute noch arbeiten war (man will ja schön müde in den Flieger steigen), Piki auf die Winterweide gelassen habe und eine Flugzugreise hinter mir habe, hat das einchecken prima geklappt. Allerdings frage ich mich immer wieder, wie jemand ohne Reisepass versuchen kann, eine Bordkarte zu bekommen. Ob die Familie, die den Pass ihres Kindes vergessen hat auch wirklich einsteigen darf, wird sich zeigen. Die ersten beiden Rüffel habe ich auch schon hinter mir, den ersten weil ich zu langsam durch den „Kniepiepscanner“ gelaufen bin und den zweiten weil ich vergessen hatte, nebst meinem ebook auch noch mein tablet aus dem Rucksack zu nehmen um ihn durch den Scanner zu lassen. Als ich dann Rucksack und Tablet zurückbekommen habe schnauzt mich der Zöllner noch an weil ich noch ein drittes Tablet drin hätte – hä? Was quasselt der da? Ah, ups, der E-reader zählt auch dazu und muss ebenfalls separat auf das Förderband gelegt werden – schon wieder etwas gelernt. Nun warte ich also darauf, dass wir an Bord gelassen werden um die ersten 6 Stunden Flug bis Dubai hinter mich zu bringen. Wer weis, vielleicht habe ich ja Glück und eine Reihe für mich alleine, dann könnte ich schon mal eine Kappe Schlaf kassieren.

Da ich gerade noch etwas Zeit habe, kann ich hier ja doch schon mal ein bisschen was dazu schreiben, weshalb ich Verrückte 2x eine reine Flugzeit von 20 Stunden auf mich nehme um ein Theaterstück zu sehen. Aaaaaalso (falls es hier Leser hat, die den ersten Teil meiner Australien-Saga nicht mitbekommen haben, kommen die jetzt hier wohl nicht wirklich mit, aber von denen gibt es mitlerweilen in meinem Umfeld nicht meh so viele  ): Ich habe ja über den Sommer für meinen Schauspielfreund Ian eine eigene Webseite kreiert und durfte über die Zeit immer etwas in Kontakt bleiben. Ich habe ja einmal sogar all meinen Mut zusammengenommen und ihn angerufen – und das mit meinem nicht wirklich tollen Englisch. Ian hat nun nach über 10 Jahren zum ersten Mal wieder die Möglichkeit, als Theaterschauspieler auf der Bühne zu stehen (eigenlich gleich zweimal, das zweite Mal dann im März und April, allerdings in einem etwas moderneren, schwierigen Stück). Also, er steht jetzt seit anfangs November für einen Schwank in Darlinghurst/Sydney auf der Bühne und es hat durchwegs positive Kritiken gegeben. Mich hat es seit Beginn unter den Fingernägeln gejuckt weil ich mir dieses Highlight nicht entgehen lassen wollte. Als ich mit Katrin im Stall darüber geredet habe, hat sie gemeint: mach es doch wenn du kannst, ich schaue zu Piki und als ich mit Felix darüber gesprochen hat meinte er, wenn mein Chef mir die Tage bewilligen würde, würde er mir einen grossen Batzen als Weinachtsgeschenk an die Reise geben – ich war überwältigt.

Mein Chef hat dann toll reagiert als ich nach drei Freitagen gefragt habe. Ich habe in der letzten Zeit bei der Arbeit richtig Vollgas gegeben, bin gut vorwärtsgekommen und habe dabei auch noch über 4 Tage Überhzeit gearbeitet. Auf die Frage ob ich wieder auf ein Turnier fahren würde und die tage deshalb brauche habe ich geantwortet nein und ihn angelächelt. Da hat er nur den Kopf geschüttelt und gemurmelt – Australien . Nun habe ich also die ersten 6 Flugstunden schon hinter mir und warte am Flughafen Dubai auf die Weiterreise.

Ich konnte tatsächlich bisher auf den Mund sitzen und habe Ian noch nicht verraten dass ich im Anflug bin. Ich habe für Freitagabend ein Theaterticket in der ersten Reihe und da die Bestuhlung wie im Hayes Theater organisiert ist, sitzt man in der ersten Reihe praktisch auf der Bühne – es kann also gar nicht passieren dass er mich NICHT sieht. Allerdings hoffe ich einfach dass er genügend Profi ist um nicht etwa aus dem Konzept zu kommen wenn er mich da sitzen sieht. Aber ich habe ja immer noch über einen Tag Zeit um ihm vielleicht doch noch eine „Warn-sms“ zu schicken.

 


28. November: (der Tag dazwischen fehlt mal wieder)

 Also, nachdem ich auch dieses Mal die 14 Stunden von Dubai bis Sydney locker weggesteckt habe (und das, trotzdem der Flieger fast voll war) kamen wir ziemlich pünktlich in Sydney an. Frau Siegrist weis ja schon wie alles funktioniert und so war ich nach einer knappen dreiviertelstunde bereits durch den Zoll, hatte meinen Koffer, war durch die: nein ich habe keine tierischen Produkte mit dabei, sie müssen den Hund nicht an meinem Koffer riechen lassen – Kontrolle durch, hatte meinen Dongel von Vodavone aufgeladen und war in Besitz der Fahrkarten für die U-Bahn und die Fähren. Toll gemacht oder?

Leider war dann mein Hotelzimmer noch nicht bezugsbereit und so machte ich mich halt in den Fliegerklamotten auf ans Meer.

Ich habe vorher noch die Turnschuhe gegen die Flip Flop getauscht, Schutzfaktor 50+ aufgetragen und die Hosen hochgekrempelt und begab mich auf die Fähre nach Manly. Das erste Highligt liess nicht lange auf sich warten – begleiteten uns doch 3 Delphine auf unserem Weg. Wisst ihr was das spezielle ist? Irgendwie kommt einem der Geruch in den Bussen und einfach überall schon irgendwie vertraut vor.

Zurück im Hotel kann ich dann endlich unter die langersehnte Dusche, lege mich noch ein Stündchen hin und dann geht’s ab ins Theater. Das Theater ist der Absolute Hammer. Schon von Aussen und dann im Foyer ist es einfach eine Augenweide. Ich bin um 19:05 Uhr die erste die Eintrifft und nach meinem Hello fragt mich die nette Dame hinter der Theke ob ich die Karin aus der Schweiz sei. Hä? Habe doch gar niemandem was erzählt und wie kommt die darauf dass ich das bin. Also es ist schnell erklärt: ich habe 4 Tickets für 4 verschiedene Aufführungen gekauft, da hat man Anspruch auf 2 Getränkegutscheine. Da sie an meinem Akzent sofort gemerkt hat dass ich nicht von hier bin (schnüff) hat sie einfach richtig kombiniert. Mein erster Rotwein (genau, ein Chiraz) geht also aufs Haus .

Das Theater selber ist auch genial und man sitzt – wie im Hayes Theater – praktisch auf der Bühne wenn man in der ersten Reihe ein Ticket hat.

Für alle die Bescheid wussten dass ich Ian mit meiner Anwesenheit überraschen will seis gesagt: er hat nicht mit der Wimper gezuckt als er mich da sitzen sah – Profi halt, war also ok.

Nach dem Stück winkt mir Ian dann beim Verbeugen zu und als ich beim Glas Rotwein „after Show“ sitze kommt der Cast langsam reingetröpfelt.

Ian hat nicht vergessen dass man sich in der Schweiz dreimal küsschen gibt und ist (gottseidank) einfach nur erfreut, mich zu sehen. Nach gemütlichem Small Talk und abmachen wie wir uns die nächsten beiden Tage noch treffen geht’s ab zurück ins Hotel – 5 Minuten zu Fuss, das habe ich mal wieder gut organisiert – (und es klappt ja wieder alles einfach so, wie es sich klein Karin vorstellt und wünscht). 


29. November

Vor der zweiten Show des Samstags trinke ich dann doch lieber keinen Rotwein mehr und begeben mich direkt in die Vorstellung. Diese wird die beste von allen bisherigen (jedenfalls von mir besuchten) – alle kommen völlig aus sich raus. Der Saal ist zwar nicht ganz voll, aber es ist diesmal ein sehr kommunikatives Publikum und es macht richtig Spass. Ian hat dann doch noch kurz Zeit für einen small Talk und dann geht’s ab zurück ins Hotel – ok, nicht gleich direkt, ich mache noch einen Zwischenhalt beim Hungry Jack und nehme mir etwas mit aufs Zimmer. Allerdings habe ich hier bei diesen – für uns Schweizer – ungewöhnlichen Temperaturen Ende November – einfach keinen Hunger.


30. November

Nach einem scrambled Egg am Circular Quay und einer ausgiebigen Vorbereitung auf den heutigen „Kaffeeklatsch“ mache ich mich bereit für den letzten meiner Theatertage.

Mit Ian verabredet zu sein stellt sich jeweils als spannend heraus. Er hält jederzeit seine Abmachungen, es kann aber vorkommen dass er sich verspätet – jedoch niemals ohne sich per sms zu melden, zu entschuldigen und die neue Ankunftszeit durchzugeben. Zum heutigen Kaffeenachmittag bedarf es deren zwei (sms meine ich). Das eine dass er sich um eine Viertelstunde verspätet und das zweite dass er – nach der viertelstunde – noch 5 Minuten braucht um zu parken und zum Kaffee zu gelangen. Auf mein „no worries“ bei seiner Ankunft reagiert er allerdings mit einer Verneinung da es für ihn alles andere als „kein Problem“ ist dass er sich so verspätet. Nichts destotrotz geniessen wir unseren Kaffeeklatsch und Ian schickt seine längst überfällige Antwort an Berit inkl. eines gemeinsamen Selfie’s – Scherzeks das  .

So langsam wird’s knapp – muss er sich doch noch ein bisschen für seinen Bühnenauftritt vorbereiten. Also ab ins Theater und ich begebe mich zu meinem – schon bald legendären Rotwein und plaudere an der Bar frisch fröhlich drauflos. Als ich mich dann endlich mal umsehe, entdecke ich eine winkende Person an einem lauschigen Tischchen in der Ecke: genau: Mariam ist tatsächlich schon da und erwartet mich sehnlichst. Mariam ist besagter Fan aus Spanien und ich ziehe den Hut vor Ihr: sie ist tatsächlich ganz alleine in Down Under unterwegs (ok, das hatten wir schon mal ) aber sie kann so gut wie fast kein Englisch und das finde ich dann doch schon mutig (da kann sogar ich ein bisschen mehr *grins*). Mariam hat ihre Reise bereits von zu Hause aus bis ins kleinste Detail geplant. Sie hat alle Hotels, Inlandflüge, Ausflüge etc. bereits gebucht und fliegt morgen nach Cairns, von wo aus sie dann mit einem Mietauto (himmel hilf) die Küste runterfährt. Sie hat in all „meinen“ kleinen Orschaften je eine Übernachtung gebucht (Mackay, Rockhampton, Maryborough) und ist dann zum Weihnachtskonzert von Ian am 18. Dezember an der Gold Coast. Sie hat übrigens wie ich ein Ticket in der ersten Reihe gebucht oder sagen wir, sie hat sogar zwei Tickets. Wozu auch immer weil scheinbar war von Anfang an klar dass sie da alleine hingeht. What ever, jedenfalls kann ich mich so zu ihr hinsetzen und wir erleben gemeinsam die letzte Show von Daylight Saving.

Nach der Show kommt Mariam mit mir in die Theaterbar wo wir zwecks eines gemeinsamen Fotos und Übergabe ihres Weihnachtsgeschenkes auf Ian warten. Der hat heute etwas länger weil??? Genau: er wie immer seine Versprechen hält und sich nach der letzten Show den Schnauz abrasiert .

Ian wird von einem älteren Pärchen aufgehalten und in der Zwischenzeit bekomme ich von der Theaterleitung nochmals 4 Getränkegutscheine geschenkt – dieses Theater ist einfach der Hammer. Allerdings bin ich mittlerweilen am dritten Glas Rotwein und das wird jetzt dann doch langsam etwas zuviel.

Als ich sehe dass Ian im Gespräch mit dem Päärchen auf mich zeigt, lasse ich Mariam für einen Moment sitzen und begebe mich zu Ian. Es handelt sich um Bekannte, die ab und zu babysitten – total symphatische Leute. Ian fragt mich leise ob das da jetzt diese Mariam sei und ich bestätige ihm das. Er lässt uns drei stehen und geht schon mal Fanarbeit leisten. Ich unterhalte mich derweilen sehr gut mit den älteren Herrschaften und merke dass mein Englisch doch irgendwie besser geworden ist. Nach dem ersten Hallo übergibt Mariam Ian die Geschenke und wir ziehen die Fotosession durch. Ich – mitlerweilen beim – hmmmm, 4. Glas Rotwein bin dann doch froh, als es zum allgemeinen Aufbruch kommt und ich mich durchs nächtliche und mitlerweilen etwas regnerische Sydney auf zu meinem Hotel mache.

Packen und eigentlich früh zu Bett gehen wäre angesagt, aber mitlerweilen haben wir 00:12 und ich bin mal wieder üüüüberhaupt nicht müde. Aber um 3 Uhr werde ich geweckt, um 3:30 Uhr kommt mein Taxi und um 6 Uhr sitze ich im Flieger damit ich pünktlich am Dienstagmorgen wieder zur Arbeit erscheinen kann – alles klar? Jep – bei mir auch. Ach ja und es geht genau: 102 Tage, 16 Stunden, 46 Minuten und ein paar zerquetschte Sekunden bis es wieder heisst: Welcome Karin in Sydney    

Liebe grüsse Eure Karin Down Under