16.Juli: Fahrt nach Lightning Ridge

Heute hiess es also von meiner schönen Aussicht und dem modernen Hotelzimmer Abschied nehmen.

Jetzt, in meinem neuen Daheim für die nächsten 3 Nächte wird mir noch viel mehr bewusst, wie ich ein bisschen Luxus geniesse. Aber alles der Reihe nach.

Ich stehe vor dem Sonnenaufgang auf, um auch wirklich beim ersten Tageslicht loszufahren.

Es sind über 800 Kilometer und ca. 9 Stunden - eigentlich schon etwas verrückt, das gebe ich gerne zu.

Nicht einmal von Perth nach Kalgoorlie war es dermassen weit. Dort war ich 600 Kilometer und etwa 6 1/2 Stunden unterwegs.

Die Route führte mich vom Ende der Gold Coast bis fast nach Brisbane und von dort aus ging es dann ins Landesinnere.

Ich hatte vorsichtshalber noch eine Landkarte aus Papier besorgt, da man ja nie weiss, ob man auch immer Empfang hat um mit dem Google Maps zu fahren. Ausserdem erinnert sich der Eine oder Andere vielleicht an meine Schneefahrt in Tasmanien, wo mir Google Maps auch gesagt hat, dass die Route, die ich gewählt habe, die schnellste sei. Am Schluss war ich in den Bergen auf Schotterpisten unterwegs, die verschneit und eisig waren. Damals habe ich Blut geschwitzt und war einfach nur froh, es hinter mir zu haben.

Seither bin ich etwas vorsichtiger geworden.

Ausser einmal Tanken (ich habe zum Glück einen Vollhybrid wie mein Toyota zu Hause und der braucht ja nicht soviel Sprit) und einer Pinkelpause habe ich keinen Stop eingelegt und bin durchgefahren.

Zweimal hat mich Google Maps dann doch auf jeweils "kürzeste" Routen geleitet und wollte mich über Kiesstrassen - sogenannte Gravel-Roads schicken. Das ist aber mit gemieteten "nicht-Allrad-Fahrzeugen" gar nicht erlaubt und wenn man dann auf diesen Strassen beispielsweise einem Platten Reifen liegenbleibt, ist das nicht so toll.

Die Landschaft war fast über die gesamte Strecke immer etwa gleichbleibend. Ausser diesen vertrockneten Wäldern sieht man viele Rinderherden, die das typische Australische Spinifexgras fressen, sehr niedriges, zähes Gras. Auch Schafherden und vereinzelt Emus in Gruppen, die, so wie ich das gesehen habe, ebenfalls eingezäunt waren.

Für mich war einfach wichtig, dass ich es in dem Zeitfenster, in dem es hell ist, nach Lightning Ridge schaffe. In Queensland ist es das ganze Jahr über von 6 Uhr bis 18 Uhr hell. Ein etwas enges Zeitfenster, wenn schon die reine Fahrzeit weit über 8 Stunden beträgt.

Ich habe es aber geschafft und all die Wildtiere werden es mir danken, die ich nicht beim Eindunkeln überfahren habe (Ich habe heute aufgehört zu zählen, wieviele verendete Tiere ich gesehen habe).

Die Unterkünfte sind in der Opalgräberstadt sehr übersichtlich. Hotels gibt es hier keine, Motel weis ich nur von einem und das Meiste sind entweder so Cabins (teilweise ganz ohne Strom) oder man bringt halt seinen eigenen Wohnwagen oder sein Wohnmobil mit.

Einzig Sonjas Bed and Breakfast ist eine Adresse, an der ich mir dachte, das könnte noch nett sein.

OK, zugegeben, es ist grosszügig, ich habe ein eigenes Häuschen (im Hinterhof des eigentlichen Haupthauses), das Inernet funktioniert ordentlich und im Moment bin ich dabei, dieses grosse Haus mit meiner Klimaanlage soweit zu heizen, dass ich irgendwann meinen Pullover ausziehen kann.

Vom Küchen- und Badezimmerbereich sprechen wir jetzt mal nicht - da ist es saukalt und das Badezimmer ist nur mit einem Wellblech umrandet (ich war schon kurz davor zu schauen, ob sich evtl. Frösche tummeln, aber ich glaube, die kommen da dann doch nicht rein).

Das Zimmer ist mit Frühstück und da ich um 08:45 Uhr zur Tagestour durch die Opalfelder abgeholt werde, kommt mich Shaun (der hier für alles zuständig ist) zum Frühstück abholen. Ich muss mir so verkneifen, dass ich etwas sage - aber wenigstens kann ich mir den Namen gut merken. Ihr kennt doch auch alle Shaun das Schaf oder?  

Wie ihr seht, sieht es süss aus, mein Häuschen im Hinterhof. Ich mache Euch dann morgen noch Fotos von innen, damit ihr eine Vorstellung davon bekommt. Der Boden ist gestrichener Beton und es liegen einfach überall ein paar Läufer rum. Also ohne Schuhe bewegt man sich hier drin definitiv nicht und die kleine Prinzessin in mir wünscht sich schon sehnlichst ihr tolles Hotelzimmer in Tweed Heads zurück.

Aber hey: ich habe Internet, der Raum heizt sich so langsam auf und das Bett sieht ech bequem aus. Wenn jetzt noch das Frühstück lecker ist und die Tour toll, dann hat sich der Weg hierhin doch gelohnt.