11.Juli: Reise von Sydney nach Surfers Paradise

Liebe Lesergemeinschaft, heute hätte ich beinahe meine Reise abbrechen müssen. Nicht wegen Krankheiten, Unwetter oder sonst etwas schlimmes, nein, ganz alleine wegen meiner Schusseligkeit.

Dass ich das jetzt so locker schreiben kann, verdanke ich einem netten Mitarbeiter bei Europcar (Ein älterer Mann mit Deutschen Wurzeln, genauer aus Dresden, was schon sein Akzent ganz klar verraten hat). Aber eins nach dem anderen (bin ja wieder auf Kurs):

Morgens um halb sechs bin ich wach (Wecker war nicht nötig), packe die restlichen Sachen zusammen und bin schon bald auf dem Weg zum Domestic Airport.

Eingeckeckt bin ich seit gestern und das Gepäck gibt man ja selber auf. Das habe ich jetzt schon so oft gemacht, dass es mir kein Bauchweh mehr bereitet, so wie in den Anfängen.

Die Wartezeit geht schnell vorüber - Flat White und mein neues Buch, welches ich zu lesen begonnen habe.

Der Flieger ist bis auf den letzten Platz ausgebucht und so brauchen auch die Gepäckstücke etwas länger bis sie auf dem Gepäckband auftauchen.

Frohen Mutes mache ich mich auf den Weg zum Europcar-Schalter und auf die Bitte um meinen Fahrausweis zücke ich selbstverständlich mein Portemonnaie.

Und jetzt geht der Schrecken der Ferien los: Mein Fahrausweis ist nicht im Portemonnaie. Ich fange an zu studieren, wann ich den Ausweis zum letzten Mal in den Händen hatte. Zugegebenermassen war die Packerei dieses Mal etwas chaotischer als auch schon und ich habe dieses Mal auch nicht neue Kopien von den Vorder- und Rückseiten der Karten gemacht, wie ich es sonst immer mache. Es ist ja noch kein Jahr her seit der letzten Reise und es sind keine neuen Karten dazugekommen.

Ich komme voll ins Rudern und gebe schon mal meinen Internationalen Fahrausweis über die Theke. Der reicht aber leider nicht aus.

Nur, wie gesagt, der nette Mann am Schalter versucht mich zu beruhigen, ich solle nochmal gut überlegen.

Ja, ich habe ja noch das violette Portemonnaie, in das ich in Sydney mein Schweizer Geld sowie mein Halbtaxabo reingesteckt habe. Nur, wo ist das. Ich erinnere mich, dass ich es in den Safe legen wollte, mich aber dagegen entschieden habe. Nur wo ist es.

Es gibt eine riesige Auslegeordnung in dem kleinen Büro und ich durchsuche den gazen Koffer.

Ich weiss, dass ich meine Reise abbrechen kann, wenn ich kein Auto mieten kann.

Der Mann beruhigt mich und sagt, er würde einfach ein Auge zudrücken, da er meine Angaben vom letzten Jahr im Komputer gefunden hat. Wenn jemand fragen würde, sagt er einfach, er habe vergessen, den Ausweis einzuscannen.

Das alles ist mir nicht recht, aber würde mich natürlich retten.

Plötzlich kommt mir in den Sinn, dass ich das Portemonnaie evtl. im Aussenbereich des Koffers eingesteckt habe und tatsächlich kommt es zum Vorschein. Als ich es öffne bekomme ich einen Heulanfall: nebst dem Halbtaxabo steckt tatsächlich auch mein Fahrausweis - was bin ich doch für ein Schussel.

Das war mir mal wieder eine Lehre und ich bin einfach nur froh, kann meine Reise nun wie geplant weitergehen.

Ich übernehme also mein Auto (zwar ein Toyota aber kein CH-R sondern ein Yaris Cross, was auch cool ist) und fahre vom Flughafen an die Gold Coast. Es ist zwar nicht so eine lange Strecke, aber es hat fast durchgehend stockenden Verkehr und so bin ich dann doch mehr als anderthalb Stunden unterwegs bis ich in meinem Motel Darcy Arms in Surfers Paradise ankomme.

Angeschlossen ans Motel ist ein Irisches Pub und sie feiern gerade Weihnachten. Ja, richtig gehört: Christmas in July heisst das Motto und wird im ganzen Land gefeiert. In Sydney waren sie daran, einen Weihnachtsmarkt aufzubauen und hier gibt es Weihnachtsessen. Eins ist gerade am laufen als ich ankomme: alles ist mit Lametta dekoriert, es läuft Weihnachtsmusik und viele ältere Leute lassen sich ein 5-Gänge menu schmecken.

Ich bekomme meinen Schlüssel und kann mein Auto in die grosszügie Einstellhalle stellen.

Das Zimmer ist freundlich eingerichtet und ich mache es mir schon mal bequem.

Der Tag ist ja noch nicht ganz gelaufen - es hat ja einen Grund, weshalb ich gerade hier und jetzt abgestiegen bin.

Ian steht mit dem Musical "Lord of the Rings" im HOTA (Home of the Art) in Surfers Paradise auf der Bühne und da ich ja wegen des Dotting-Kurses sowieso nach Queensland unterwegs bin, war es naheliegend, das zu verbinden.

Eigentlich wollte ich das Auto gar nicht mehr aus der Garage nehmen, aber eigentlich kann ich mir ja die Taxikosten gut sparen, wenn ich schon selber mobil bin. Und Übung macht den Meister, so fahre ich also mit meinem schwarzen Flitzer zum HOTA.

Da ich heute ausser dem Wrap im Flugzeug noch gar nichts gegessen habe, mache ich es mir im HOTA Cafe gemütlich und bestelle mir einen Halloumi-Salat und Pommes.

Lord of the Rings ist super inszeniert, mit vielen Special effects.

Ian hat zwar keine grosse Hauptrolle, ist aber ständig in wechselnden Outfits und mit verschiedenen Instrumenten auf der Bühne. Leider darf nicht gefilmt werden, ich hätte Euch gerne den einen oder anderen Ausschnitt präsentiert. Nur bei der Zugabe durften die Handy's gezückt werden.

Ich habe dann nach der Show Ian noch getroffen und wenn alles klappt, treffen wir uns morgen zwischen den beiden Shows um etwas kleines essen zu gehen.

Ich sage Euch, ich bin fix und foxi und froh, hat schlussendlich alles geklappt. Mein Auto steht wieder wohlbehalten in der Einstellhalle und ich glaube, ich hüpfe mal noch ins Pub und hole mir ein Guinness, damit ich dann auch wirklich gut schlafen kann. Und guckt: ich habe Euch auch noch die Beweisfotos für die Weihnachtsfeier fotografiert.