25.-27. Juli: Sine Cera Rainforest Retreat

Hallo Hallo, ich bin zurück in der Zivilisation - ok, so schlimm war es dieses Mal zwar nicht, aber wir hatten zum einen keinen Handyempfang und zum anderen ein sehr schlechtes W-Lan, weshalb es wirklich nur für eine Whatsapp-Statusmeldung gereicht hat.

Aber eins nach dem Anderen: Ich bin ja zum Glück den Tag zuvor bereits wieder an die Gold Coast zurückgefahren. So musste ich am Freitag nicht in aller Hergottsfrühe raus und konnte es gemütlich nehmen.

Die Fahrt auf den ersten 100 Kilometern recht easy: Motorway, Highway, alles cool. Dann kam mit Murwillumbah die letzte grössere Stadt im Landesinnern und von da an gings stetig etwas Bergauf. Die Strassen sind dort in einem sehr schlechten Zustand und alle paar Kilometer hiess es: auf 40 Stundenkilometer reduzieren, prepare to stop und dann Lichtsignalanlagen, welche teilweise eeeewig lange nicht umstellen.

Da unsere Kursleiterin auch für die Mahlzeiten zuständig war und sie keine Ausschanklizenz für Alkohol hat, solten wir jeweils selber etwas mitbringen, falls wir Lust dazu hätten.

Kurz vor meinem Ziel kam dann nochmals eine etwas grössere Ortschaft, Kyogle. Dort gibt es doch noch einige Shops, Kaffees und auch einen Bottle Shop. In Australien kann man ja den Alkohol nicht im Supermarkt kaufen sondern nur in speziellen Getränkemärkten.

Da ich mir überlegt habe, dass es vielleicht nicht so toll ist, drei Tage lang von Pulverkaffee, Tee und Wasser zu leben, habe ich mir ine Flasche Rotwein gekauft und auch noch ein paar Büchsen mit Schweppes und Cola - man weiss ja nie.

Von Kyogle sind es dann nocht rund 41 Kilometer zum Sine Cera Rainforest Retreat (aber nicht denken, dass man da so huschhusch in 45 Minuten da ist.

Die letzten 4 Kilometer sind sowieso Gravel-Roads (unbefestigte Kiesstrassen) und auch der Teil kurz davor gestaltet sich als etwas unwegsam. Die Fotos von den Brücken habe ich dann beim zurckfahren gemacht, da war mehr Zeit und die Bauarbeiten an der neuen Brücke waren am Sonntag auch eingestellt.

Auf jeden Fall bin ich froh, kannte ich das Fahren in Australien schon vorher, vor allem auch wegen der vielen Schlaglöcher in der Strasse. Fährt man beispielsweise Überland, dann darf man je nach Bundesstaat 100 oder 110 fahren. Teilweise nur 80ig, aber das auch auf recht kurvigen Landstrassen.

Dies auch auf recht "kaputten" Strassen. Da ist es immer von Vorteil, wenn man einen Einheimischen vor sich hat. Wenn der aus dem Nichts plötzlich auf die andere Seite der Strasse fährt, weiss man, dass eins der grösseren Schlaglöcher kommt, in die man besser nicht mit 100 Stundenkilometer reinholpert.

Aber es hat alles gut geklappt und es war ja zum Glück auch tolles Wetter.

Ich bin pünktlich angekommen und wir konnten gleich unsere Zimmer beziehen.

Schon die erste Begegnung mit der Kursleiterin Zarah und auch den Teilnehmer die schon vor Ort waren, verlief herzlich und einmal mehr bin ich froh, dass ich hier dabei sein konnte.

Auf dem ersten Bild der Anlage seht ihr den Trakt mit den Zimmern. Es ist Sternförmig angelegt. In der Mitte gab es einen grossen Aufenthaltsteil und in den Flügeln, die abgehen waren die Zimmer verteilt. Je zwei auf ein Badezimmer, das hat prima gepasst.

Gleich über die Strasse war dann der grosse Saal mit Küche, in dem ausser dem Schlafen alles stattgefunden hat. 

Im Saal war schon alles vorbereitet und jeder konnte sich einen Platz aussuchen.

Doch zuerst versammelten wir uns auf der Terrasse, wo uns ein Willkommenssnack gereicht wurde.

So konnte man sich schon mal kennenlernen.

Zarah hat ja extra eine geschlossene Facebookseite eröffnet. In der haben wir uns schon ausgetauscht und so wusste man bereits, von wo in etwa die einzelnen Teilnehmer stammten.

Zahra hatte für jeden von uns ein Glas mit dem Anfangsbuchstaben angefertig. Das war zum einen praktisch, man wusste immer, welches Glas einem gehört und zum anderen ist es ein tolles Andenken (und dann noch in Türkis - wie cool ist das denn).

Einen kleinen Besucher hatten wir auch das ganze Wochenende über. Er hat wohl immer darauf gehofft, dass mal etwas für ihn übrig bleibt.

Leider war es nur am Freitag wirklich freundliches Wetter, sodass wir uns den Rest des Wochenendes drinnen aufgehalten haben.

Und dann ging es schon bald los und wir durften auf Übungsblättern unsere Schweife mit dem Pinsel üben.

Zu Hause hatte ich es schon mal probiert, wurde aber nie wirklich ein Freund meines Pinsels.

Zarah hatte mir nun einige Tipps gegeben und schon nach kurzer Zeit beherrschte ich das schon recht gut. Somit hatte es sich für mich bereits gelohnt.

Am heutigen Tag durften wir uns dann an zwei kleineren Mandalas versuchen.

Sie sind noch nicht ganz fertig, da sie zuerst noch lackiert werden müssen, bevor die kleinen Spiegeldiamanten aufgeklebt werden. Das mache ich dann zu Hause.

All die tollen Dinge dürfen wir anschliessend mit nach Hause nehmen. Nebst dem bekam noch jeder eine ganze Tasche mit Sachen. Ich werde dann wohl tatsächlich für meinen Inlandflug von Brisbane nach Melbourne Übergepäck anmelden müssen.

Da es hier im Landesinneren genau so wie in Lightning Ridge doch recht kühl ist im Winter, waren wir froh um den Ofen. Sogar ich habe oft den Faserpelz anbehalten, das heisst doch schon etwas.

Michelle, die Schwester von Zarah war unsere gute Fee in der Küche. Sie hat uns über die Tage richtig toll verwöhnt.

Am ersten Abend gabe es Pastabuffet. Voll lecker und jeder wurde satt.

Nach dem Abendessen verabschiedeten sich die meisten und gingen zu Bett. Zwei Freundinnen aus Brisbane schauten genau wie ich voll gekringelt und setzten uns mit unseren Gläsern noch etwas an den Kamin - 20 Uhr zum Schlafengehen war dann doch etwas früh.

Achso ja, noch zu den Teilnehmerinnen: die meisten kamen tatsächlich aus Brisbane oder Umgebung. Zarah gibt jeden Monat ienen Abendworkshop und die meisten sind Schülerinnen von ihr.

Ausser mir waren dann noch zwei aus der Nähe von Melbourne und eine Teilnehmerin aus Canberra mit dabei.

Die aus Canberra war der "schräge Vogel", den es in jeder Gruppe irgendwie gibt, aber die braucht es.

Es war auch wirklich toll, dass alle so herzlich miteinander umgingen.

Und mit mir brauchte es dann halt ab und zu in den Gesprächen etwas mehr Zeit. Entweder ich musste nachfragen weil ich etwas nicht verstanden habe, oder ich fand die Worte nicht. 

Es waren von dem her schon recht anstrengende Tage, aber beim Workshop selber habe ich immer alles verstanden, das hat besser geklappt, als dass ich am Anfang befürchtet habe.

Beim nächsten Bild seht ihr die Aussicht, die ich von meinem Zimmer aus hatte.

Alles sehr spartanisch eingerichtet, aber tolle Daunendecken, in denen man es wohlig warm hatte über Nacht.

Ich war etwas gestresst über die Tage, da ich von Felix nichts mehr gehört hatte. Normalerweise haben wir uns in den ersten drei Wochen immer Whatsapp geschrieben, miteinander telefoniert so gut es ging und uns jeden Tag ein Selfie geschickt. Seit Freitagmorgen hatte ich aber nichts mehr von ihm gehört. Das hat mich sehr beschäftigt.

Da wir keinen Handyempfang hatten, konnte ich auch nicht auf die Station im Spital anrufen und man würde mich auch nicht erreichen.

Deshalb habe ich dann an Martin, einen Freund von Felix geschrieben und der war so lieb und hat für mich auf der Abteilung angerufen. Sein Whatsapp kam prompt: es sei alles in Ordnung, sie würden auf der Station Felix ausrichten, dass er sich bei mir melden soll.

Da war für mich die Welt soweit in Ordnung und ich hoffte, er würde sich bald bei mir melden.

Am nächsten Morgen ging es dann früh los - 7 Uhr Früstück. So richtig mit gebratenem Speck und Schinken und allem was dazu gehört.

Wir konnten uns stärken, bevor es dann richtig losging und wir unser 30cm grosses Mandala malen konnten.

Ich habe bisher nur meine Steine getüpfelt, so ein grosses Mandala auf Holz habe ich noch nie in Angriff genommen.

Es hat einfach mega Spass gemacht und ich konnte soviel lernen. Perfekt ist es sicherlich noch nicht, aber ich habe mich gefreut, dass ich das mit dem Pinsel so gut hinbekommen habe.

Am Mittag gibts einen klaten Lunch mit Teigwarensalat, Früchten und Sandwiches - voll lecker.

Und dann geben wir alle nochmal Vollgas. Wir können uns kaum für einen Kaffee losreissen und die meisten schaffen es bereits am Samstag, ihre Arbeiten fertigzustellen.

Nachdem es gestern den ganzen Tag geregnet hat (Karin ist ja mal wieder im Regenwald, was soll es da sonst tun, hihi), scheint am Sonntagmorgen wieder die Sonne. Ich bin froh, dass ich mein Auto aus dem Matschfeld wieder rauskriege, es war doch recht Sumpfig auf dem "Parkplatz".

Zuguterletzt gibt es noch eine Verlosung: Zarah hat einen schönen Gabentisch zusammengestellt.

Bevor das aber losgeht sagt sie, dass ihre Freundin, die gestern beim Essen zubereiten geholfen hat, unter einen der Stühle ein Couvert geklebt hat. Wir sollen mal unter den Stuhl gucken. Und wer glaubt ihr, hatte ein Couvert unter dem Stuhl - Yes, genau: Ich. Es waren die Zugriffscodes für alle Pattern, die Zarah je zum Verkauf ins Internet gestellt hat und stellen wird. Sie hat alles auf Dropbox und ich kann mir jetzt alles herunterladen.

Es kommt noch cooler. Die Ziehung beginnt und wer wird als erstes gezogen: Genau: wieder ich, hihi.

Die zweite die gezogen wurde, Debbie, hat sich sehr gefreut, denn der grösste Preis war ein Warenkorb, gefüllt mit Farben, Zubehör etc. Der hat aber rund 10 Kilogramm gewogen - einfach zuviel für meinen Koffer. Deshalb habe ich mich für einen 100 Dollar-Gutschein von der Happy Dotting Company entschieden. Bei ihr bestelle ich immer meine Giessformen und sie liefert auch in die Schweiz - also praktisch und ich habe "nur" ein zusätzliches Couvert zum Transportieren (also eigentlich zwei, das unter dem Stuhl mitgerechnet).

Ganz zum Abschluss gabs dann noch ein Gruppenfoto (es gibt noch eins, wo unsere Köchin nicht den Clown macht, da bekomme ich dann vielleicht noch), aber falls ihr Euch fragt, welche der Damen denn jetzt die komische aus Canberra ist...... überlegt selbst, hihi.

Ich habe übrigens Zarah gefragt, ob sie in den Abenden, die sie jeden Monat gibt, jeweils ein Projekt fertigstellt - ja sagt sie. Ich habe dann gesagt, dann würde ich mal schauen, ob es vielleicht bei meinem nächsten Besuch in Brisbane (evtl. haben das Felix und ich auf dem Radar für nächstes Jahr) mit dem Datum klappt. 

Sie meinte dann, ich solle einfach sagen, wann ich da bin und dann würde sie das so organisieren, dass der Kursabend genau dann ist wenn ich da bin - und ihre Schülerinnen fanden das auch alle eine tolle Idee.

 Ein grosser Wehrmutstropfen war, dass sich Felix immer noch nicht bei mir gemeldet hat und so langsam bekomme ich Angst. Als ich losfahre ist es in der Schweiz erst 2 Uhr in der Nacht, da könnte ich sowieso nicht anrufen, also mache ich mich erstmal auf den Rückweg.

Der direkte Weg nach Brisbane führt teilweise über Strassen, die schon am Freitag etwas überflutet waren, und es hat zwei Strassensperrungen, welche Google nicht kennt. Also entscheide ich mich dafür, wieder denselben weg zurückzufahren. Ist ein bisschen länger, aber da muss ich nicht plötzlich in der Pampa nach dem Weg fragen.

Als erstes geht es wieder die 4 Kilometer bis zurück zur "normalen" Strasse.

Es führt eine Eisenbahntrasse immer wieder über die Strasse und wenn man sich die Trassen so ansieht, könnte man denken, dass da gar kein Zug mehr fährt. Es hat aber kurz vor der Kyogle einen Bahnübergang der sehr wohl noch in Betrieb aussieht.

Meine Recherche hat ergeben, dass da tatsächlich der Zug von Brisbane nach Sydney durchfährt und 1x am Tag sogar in Kyogle hält. Sachen gibts.

Die "Brücken" über die X-Bäche, die es hier hat, sind meist nur schmal und einspurig befahrbar. Solche wie hier sehen sehr modern aus, im Gegensatz zur nächsten.

Schon etwas gspässig, wenn man über solche Holzbretter fahren muss. Am Freitag war hier noch Vollbetrieb mit vielen Bauarbeitern. Beim zweiten hingucken habe ich dann heute gesehen, dass sie gleich daneben eine neue Brücke bauen. Gute Idee.

Als ich das alles geschafft hatte, war es ein Klacks, auf dem Motorway entlang der Gold Coast zurück nach Brisbane zu fahren. 

Auch der Weg in Brisbane bis zum Sky Tower habe ich gut geschafft. Man muss sich nur ein wenig etwas zutrauen, dann klappt das schon.

Mein erster Gedanke war eben, das Auto gleich zum Airport zu fahren und abzugeben (um nicht in die Stadt fahren zu müssen). Aber ich habe vor ein paar Jahren ja das Auto auch direkt in Brisbane abgegeben und das hat damals ja auch geklappt.

Ich checke ein, fahre mein Auto also in die Einstellhalle (Level 5-8 sind fürs Hotel reserviert - und ich habe mir mal wieder nicht gemerkt, in welchem Level ich stehe, werde also morgen mal suchen gehen).

Ich bin wie beim letzten Mal ziemlich weit oben - im 53 Stockwerk und habe wieder eine tolle Aussicht über die Stadt.

Auch die Ausstattung ist halt schon cool. Habe auch wieder einen Waschturm und ein Schlafzimmer mit Panoramablick.

Das alles macht aber nicht so wirklich Spass, ich möchte gerne wissen was mit Felix los ist.

Endlich ist es 8 Uhr durch und jetzt kann ich sicher anrufen.

Als ich dann mit der Pflege sprechen kann, stellt sich heraus, dass es Felix nicht gut geht. Er hat mit den Elektrolyten Probleme und ist als Nebenwirkung im Delirium. Deshalb ist es ihm gar nicht möglich sich zu melden.

Ich drehe mal kurz etwas am Rad und sie verspricht mir, dass sich ein Arzt bei mir meldet um mir alles genau zu erklären. Sie verspricht aber, Felix einen lieben Gruss von mir auszurichen.

Ich warte also auf den Rückruf und checke schon mal meine Optionen für einen früheren Rückflug. 

Irgendwie würde ich am liebsten gleich meine Sachen packen und heimfliegen.

Doch schon bald darauf meldet sich der Arzt und erklärt, dass es sich dabei um eine Nebenwirkung der Chemotherapie handelt. Ist bei Felix natürlich nicht ohne, da er soviele Baustellen hat. Sie hoffen, dass sie es bald unter Kontrolle haben.

Wir besprechen, dass ich mich morgen nochmal bei ihm melden kann und wir hoffen, dass es dann schon wieder Bergauf geht.

Falls nicht, werde ich morgen meinen Rückflug umorganisieren und eher nach Hause kommen.

Wir haben beide gewusst, was es bedeutet, wenn ich die 16'000 Kilometer wegfliege. Dass ich dann halt nicht einfach so huschhusch wider daheim bin. Aber es beschäftigt mich halt doch sehr und ich hoffe immer wieder, wenn ein Whatsapp reinkommt, dass es vielleicht von Felix ist.

Das Gespräch mit dem Arzt hat mir aber gut getan und ich weiss ja, dass sie gut zu ihm schauen. 

Deshalb bin ich dann doch noch aus dem Hotel gegangen und habe mir beim Italiener ums Eck ein Nachtessen gegönnt.

Zurück im Hotel war es dann bereits Nacht und dann ist die Aussicht noch einmal doppelt so schön.

Jetzt bin ich etwas später fertig mit Schreiben, werde morgen sicher Ausschlafen und wenn in der Schweiz 8 Uhr Morgens ist, habe ich schon wieder 16 Uhr. Dann rufe ich im Spital an und hoffe fest, dass es Felix dann bereits wieder besser geht.

Liebe Grüsse und gute Nacht,

Karin